Verhütung und Familienplanung sind eine sehr individuelle Entscheidung jeder Frau. Bei der Auswahl des für Sie in ihrer aktuellen Lebenssituation am besten geeigneten Verhütungsmittels berate ich Sie gerne. Eigene Vorerkrankungen, mögliche Risikofaktoren sowie erwünschte und nicht erwünschte Nebenwirkungen müssen in die Entscheidung miteinbezogen werden. Grundsätzlich ist zwischen hormonellen und nicht-hormonellen Verhütungsmethoden zu unterscheiden. Bei allen Verhütungsmitteln stellt die korrekte Anwendung eine Voraussetzung für die Verhütungssicherheit dar.
Die seit über 50 Jahren bewährte und nach wie vor am häufigsten angewendete Verhütungsmethode ist optimal für junge Frauen vor der ersten Schwangerschaft und im Intervall zwischen den Schwangerschaften, kann jedoch in jedem Lebensalter eine einfache und zuverlässige Methode der Empfängnisverhütung darstellen. Alle modernen Pillen enthalten niedrige Hormondosen, um Nebenwirkungen möglichst zu minimieren.
Die Pille zeichnet sich bei zuverlässiger Einnahme durch eine hohe Verhütungssicherheit aus und hat zahlreiche positive Nebeneffekte. Es entwickelt sich ein sehr stabiler Zyklus und die Blutung ist in der Regel schwächer und weniger schmerzhaft. Bei unreiner Haut oder vermehrter Behaarung kann ein verbessertes Hautbild erreicht werden. Die Pille kann für mehrere Monate durchgehend im sogenannten „Langzyklus“ eingenommen werden. Dies ist v. a. bei Frauen mit starken Regelschmerzen eine erprobte und meist gut verträgliche Behandlungsmethode. Auch während des Stillens ist die Einnahme von bestimmten Pillenpräparaten möglich.
Eine unerwünschte Nebenwirkung der Pille ist insbesondere die etwas erhöhte Thrombosegefahr (Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln). Daher sollte vor der Pillenerstverschreibung eine Blutuntersuchung auf Gerinnungsstörungen durchgeführt werden. Ist eine solche vorhanden oder besteht ein Zustand nach Thrombose ist die Pille als Verhütungsmittel nicht geeignet. Auch bei Raucherinnen besteht ein erhöhtes Thromboserisiko.
Der hormonhaltige Vaginalring wird in die Scheide eingeführt und verbleibt dort für 3 Wochen, anschließend folgt eine einwöchige Pause, in der die Regelblutung einsetzt. Der Ring ist sehr dünn, einfach anzuwenden und wird nicht gespürt. Der Ring kann ohne Wirkungsverminderung innerhalb von 24 Stunden für maximal 3 Stunden aus der Scheide entfernt werden, sollte er zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr stören, was aber sehr selten der Fall ist.
Im Gegensatz zur Pille entfällt die tägliche Tabletteneinnahme und die Wirkung wird durch Durchfall oder Erbrechen nicht vermindert. Die Hormondosen im Blut sind gegenüber der Pille um die Hälfte niedriger, so dass der Vaginalring insbesondere bei Frauen, welche an Nebenwirkungen der Pille leiden, häufig eine gute Alternative darstellen kann.
Trotzdem ist zu bedenken, dass durch die enthaltenen Hormone dasselbe Risikoprofil wie bei der Pille besteht. Zusätzlich kann es zu lokalen Reaktionen kommen (Scheideninfektion, vermehrter Ausfluss).
Es handelt sich um ein hormonhaltiges dünnes Kunststoffstäbchen, welches im Bereich des Oberarms unter die Haut gelegt wird und dort 3 Jahre lang verbleiben kann. Von dem Stäbchen ausgehend werden regelmäßig Hormone ins Blut freigesetzt. Das Stäbchen kann durch einen kleinen Schnitt in der Regel sehr leicht wieder entfernt werden und es stellt sich nach der Entfernung schnell wieder ein normaler Zyklus ein, so dass die Fruchtbarkeit nicht beeinträchtigt ist. Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung des Stäbchens sind Blutungsstörungen (verlängerte Blutungen, Zwischenblutungen), welche bei ca. 20% der Anwenderinnen auftreten und Akne sowie Brustspannen.
Das hormonhaltige Verhütungspflaster wird einmal pro Woche für 3 Wochen lang auf die Haut geklebt, anschließend erfolgt eine einwöchige Pause, in der die Regelblutung einsetzt. Auch hier entfällt bei gleicher Wirkungsweise wie bei der Pille die tägliche Tabletteneinnahme. Die Hormondosen im Blut sind im Gegensatz zur Pille erhöht. Es besteht dasselbe Risikoprofil wie bei der Pille. Das Verhütungspflaster ist je nach Anwendungsstelle auf der Haut mehr oder weniger gut sichtbar und es kann zu Hautirritationen kommen.
Die Hormonspirale ist ein ideales Langzeitverhütungsmittel. Nach Einlage in die Gebärmutterhöhle verbleibt sie dort für 5 Jahre und entfaltet ihre Wirkung insbesondere lokal durch die kontinuierliche Abgabe einer geringen Hormondosis. Positive Nebeneffekte sind zumeist eine Abnahme der Blutungsstärke bis hin zur kompletten Blutungsfreiheit und damit eine Verminderung von Regelschmerzen und zyklusabhängigen Beschwerden. Bei einem Teil der Anwenderinnen können in den ersten 3-6 Monaten verlängerte Blutungen oder Schmierblutungen auftreten.
Das Hormon wirkt nur in der Gebärmutterhöhle, somit ist die Hormonspirale auch anwendbar, wenn aufgrund bestimmter Erkrankungen keine Hormone zugeführt werden dürfen oder bei anderen Verhütungsmitteln unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Nach Verabreichung eines vorbereitenden Medikamentes ist die Einlage der Hormonspirale in der Regel unproblematisch und schmerzarm möglich. Der ideale Zeitpunkt für die Einlage sind die ersten Tage der Regelblutung, da hier der Muttermund am besten passierbar ist. Die Hormonspirale ist für Frauen jeden Alters geeignet und aufgrund der Langzeitwirkung besonders bei Frauen nach abgeschlossener Familienplanung bis in die Wechseljahre beliebt. In dieser Zeit kann die Hormonspirale bei Anwendung einer Hormonersatztherapie wegen Wechselbeschwerden mit Östrogenen auch den notwendigen Schutz vor Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut gewährleisten.
Regelmäßige Ultraschallkontrollen der korrekten Lage der Spirale sowie der Eierstöcke sind angezeigt (unmittelbar nach der Einlage, nach der ersten Regelblutung, anschließend halbjährlich).
Da sich die Hormonspirale aufgrund der guten Verträglichkeit und hohen Sicherheit so gut bewährt hat, steht nun auch eine kleinere Version dieser Spirale zur Verfügung, welche noch leichter einzuführen ist und dadurch auch bei sehr jungen Frauen angewendet werden kann.
Hoher und langfristiger Verhütungsschutz sowie der Entfall eines zeitlich genauen Einnahme- bzw. Anwendungsschemas führt gerade bei jungen Frauen zu höherer Sicherheit und mehr Lebensqualität.
Das Hormon wird nur in der Gebärmutterhöhle freigesetzt, somit entfallen Nebenwirkungen, welche bei anderen Verhütungsmitteln auftreten können.
Die Regelstärke nimmt in den meisten Fällen ab oder die Regel bleibt ganz aus. Dies trägt auch zur Zufriedenheit der Anwenderinnen bei.
Wie bei anderen Spiralen sollten regelmäßige gynäkologische Kontrollen erfolgen, bei welchen unter anderem die regelrechte Lage der Spirale kontrolliert wird.
Die Kupferspirale stellt ein hormonfreies Langzeitverhütungsmittel dar. Der Träger der Spirale besteht aus Kunststoff, welcher mit einem feinen Kupferdraht umwickelt ist. Bei der Goldspirale ist der Kupferdraht mit einer dünnen Goldschicht überzogen. Gleich wie die Hormonspirale wird die Kupfer- oder Goldspirale in den ersten Tagen der Regelblutung nach Verabreichung eines vorbereitenden Medikaments in die Gebärmutterhöhle eingelegt. Unerwünschte Nebenwirkungen können stärkere und längere Regelblutungen und verstärkte Regelschmerzen sein. Weiters besteht ein etwas erhöhtes Risiko für aufsteigende Infektionen.
Alle drei Monate wird zwischen dem ersten und fünften Zyklustag ein Hormondepot in unter die Haut (subcutan) injiziert. Dadurch reichern sich, insbesondere bei langfristiger Anwendung, teils hohe Hormondosen an und es kann nach Beendigung der Anwendung sehr lange dauern bis sich wieder ein regelrechter Zyklus einstellt und die Fruchtbarkeit wiederhergestellt ist. Daher wird diese Methode bei Frauen, welche noch Kinderwunsch haben, nicht empfohlen. Auch bei Frauen mit abgeschlossener Familienplanung sind Verhütungsmittel mit besser kontrollierbarer Hormondosis zu bevorzugen.
Mit dem Kondom schützen Sie sich nicht nur vor einer Schwangerschaft sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie z.B. HIV. Es ist problemlos anwendbar sowie rezeptfrei und leicht zu erhalten. Die Sicherheit hängt stark von der richtigen Anwendung ab. Dieses Verhütungsmittel greift nicht in den Körper ein und hat insofern keine schädlichen Neben- und Nachwirkungen. Für Menschen mit wechselnden Partnerschaften ist das Kondom ein wichtiger Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Diese Barrieremethoden werden in der Praxis in Europa nur noch sehr selten verwendet. Sowohl Diaphragma als auch Portiokappe müssen über die Scheide eingeführt, vor den Muttermund gelegt bzw. über den Muttermund gestülpt und daher bezüglich ihrer Größe individuell angepasst werden. Zusätzlich zur mechanischen Barriere muss ein spermienabtötendes Gel verwendet werden.
Die symptothermale Methode kann zeigen, wann die fruchtbaren Tage im Zyklus sind, um die gezielte Erfüllung eines Kinderwunsches zu unterstützen bzw. wann verhütet werden muss, wenn ein Verhütungswunsch besteht.
Die Methoden beruhen auf der Beurteilung einer sogenannten Basaltemperaturkurve, welche durch tägliche morgendliche Temperaturmessungen erstellt wird. Bei der symptothermalen Methode wird die Temperaturmethode durch die zusätzliche Beurteilung des Zervixschleims ergänzt. Die Methode stellt hohe Anforderungen an sie und setzt eine eingehende Beschäftigung mit dem eigenen Körper voraus. Es handelt sich um eine absolut natürliche Verhütungsmethode, bei der keinerlei Eingriff in den Körper passiert.
Möchten Sie sich im Detail über diese Methode informieren, kann dies gerne in einem persönlichen ausführlichen Gespräch erfolgen.
Mittels eines Teststäbchens werden täglich Hormone im Urin gemessen, durch den kleinen Computer ausgewertet und so die fruchtbaren Tage angezeigt.
Es handelt sich hierbei um eine komplett natürliche Verhütungsmethode. Die tägliche Urinuntersuchung sowie der regelrechte Umgang mit dem kleinen Computersystem sind Voraussetzung für ein Funktionieren der Methode.
Das System kann anschließend auch bei Kinderwunsch zum Identifizieren der fruchtbaren Tage angewendet werden.
Die Entfernung der Eileiter ist eine sehr sichere, jedoch auch endgültige Verhütungsmethode und sollte dementsprechend nur bei sicher abgeschlossenem Kinderwunsch zum Einsatz kommen. Die Entscheidung muss gut überlegt sein und eventuell sich ändernde Lebensumstände wie neue Partnerschaften miteinbezogen werden. Eine Sterilisation kann theoretisch unter bestimmten Bedingungen wieder rückgängig gemacht werden, jedoch gibt es hier keine Erfolgsgarantie. Beide Partner müssen die Entscheidung mittragen.
Der Eingriff kann mittels einer Bauchspiegelung (Laparoskopie), im Rahmen eines Kaiserschnittes oder unmittelbar nach der Geburt durch einen kleinen Schnitt im Bereich des Bauchnabels durchgeführt werden. Mit Nebenwirkungen ist unabhängig von den eingriffsbedingten Risiken im Wesentlichen nicht zu rechnen, teilweise kann es zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommen. Einmalig entstehen durch den operativen Eingriff relativ hohe Kosten, welche jedoch eventuell bei bestimmten Indikationen (2. Kaiserschnitt, mütterliche Grunderkrankungen welche eine weitere Schwangerschaft aus medizinischen Gründen nicht zulassen etc.) von den Krankenkassen übernommen werden.
Wird voll gestillt, beträgt die Wahrscheinlichkeit des Eintrittes einer Schwangerschaft innerhalb der ersten 6 Monate ca. 1%, innerhalb der ersten 12 Monate 7%.
Es sollte daher bei sicherem Verhütungswunsch und insbesondere bei Zustand nach Kaiserschnitt in jedem Fall bei der Routinekontrolle 6 Wochen nach der Geburt das Thema Verhütung besprochen und die passende Methode gewählt werden.
Angewendet werden können hormonelle Verhütungsmethoden, wobei hier reinen Gestagenpräparaten aufgrund des nach der Geburt erhöhten Thromboserisikos der Vorzug gegeben wird („Minipille“, Hormonimplantat). Jedoch können laut neueren Studien auch einige kombinierte Präparate zum Einsatz kommen. Die Einlage einer Spirale (Hormon- oder Kupferspirale) ist ab 6 Wochen nach der Geburt möglich, sobald die Gebärmutter sich komplett rückgebildet hat.
Sollte es zum ungeschützten Geschlechtsverkehr oder einer „Verhütungspanne“ kommen und kein Kinderwunsch bestehen kann eine Notfallverhütung angewendet werden. Diese ist umso wirksamer, je schneller nach dem Geschlechtsverkehr sie eingenommen wird. Bis zu 72 Stunden danach ist die Einnahme möglich bzw. sinnvoll. Ein neues Präparat („ella one“) kann bis zu 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr noch eingenommen werden. An Nebenwirkungen können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Die „Pille danach“ kann auch ohne Rezept in den diensthabenden Apotheken abgeholt werden. Damit kann das Zeitintervall „Panne“- Pilleneinnahme reduziert werden und die Sicherheit der Methode steigt.
Als regelmäßiges „Verhütungsmittel“ ist die „Pille danach“ jedoch nicht geeignet!
Bis bis 5 Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr kann auch noch eine Kupferspirale eingelegt werden.